Potentia oboedientialis

Potentia oboedientialis
   (lat. = gehorsame Empfangsfähigkeit), ein Begriff der kath. Gnadenlehre, die über die Voraussetzungen für das Ankommen der Gnade Gottes beim Menschen nachdenkt u. begrifflich eine ”Offenheit “ oder das Fehlen eines Widerstands denkt. Die P. o. wurde seit Thomas von Aquin († 1274) in der Theologie reflektiert u. bei E. Przywara († 1972) weitergedacht. Bei K. Rahner († 1984) gehört sie als ”Offenheit“ für die übernatürliche Gnade zumWesen des Menschen, ”insofern es kraft der geistigen Transzendenz auf alles Sein offen ist für die Selbstmitteilung Gottes, die ohne Aufhebung dieses Wesens nur einem Seienden zuteil werden kann, das nicht schon durch seinWesen auf einen begrenzten Daseinsraum eingeengt ist“ (Rahner-Vorgrimler 1961, 294). Die nähere Bestimmung als ”gehorsame“ Empfangsfähigkeit soll besagen, daß diese ”Offenheit“ als Ermöglichung eines geistig-personalen Daseins (Person) auch dann noch sinnvoll wäre, wenn Gott sich nicht selber mitteilen würde. Trotz der bestehenden ”Offenheit“ bliebe die Selbstmitteilung Gottes ungeschuldet u. frei; die ”Offenheit“ kann nach dieser Auffassung also vor Gott keine Ansprüche stellen (sie bleibt ”gehorsam“ Gott zur Verfügung). Bei Rahner gilt die menschliche Natur als P. o. für eine radikale Selbstaussage Gottes, die in Jesus Christus ”aktualisiert“ ist.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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